Madeira: Fotografie und Anekdoten

Nein, das wird kein Reiseblog über die „10 Besten Topshots“, oder „Madeira, das MUSST du gesehen haben“. Es soll mehr eine Zusammenfassung der gesichteten Spots mit den jeweilig eingefangenen Bilder sein, gepaart mit ein paar Randanekdoten.
Wie so oft in der Fotografie ist der zweitwichtigste Faktor das Wetter. Nun kann man natürlich sagen, die jeweiligen Spots so aufsuchen, dass das Wetter passt. Hier haben wir bereits die nächste Herausforderung. Das Wetter auf Madeira lässt sich zwar vorhersagen, aber es kann superschnell umschlagen. Von einem Bewohner dieser Insel habe ich mal gelesen, dass es das „perfekte Wetter“ auf Madeira schlichtweg nicht gibt. Es gibt nur, versuchen oder halt eben nicht. Und wie das mit solchen Aufenthalten, die sich nicht mal eben um die Ecke befinden ist, kommt die zeitliche Einschränkung dazu. 

Madeira ist „die“ Wanderinsel schlechthin. Doch was tun, wenn man nicht jeden Tag kilometerweit wandern möchte? Vor allem, wenn man in der Schweiz, einem ebenso bekannten Wanderland, wohnt. 

Spass beiseite. Legen wir los, mit den Erlebnissen auf Madeira. 

Der frühe Vogel …

Der Reisetag beginnt früh. Tagwache ist um 03:30 Uhr. 

Der Flieger geht um 06:45 Uhr. 

Ankunft auf der Insel mit einer Stunde Zeitverschiebung, 10:00 Uhr.

Das wohl wichtigste auf dieser Insel, wenn man einigermassen vorankommen möchte ist, man kann es erahnen, ein Fortbewegungsmittel. Wenn ich im Vorfeld gewusst hätte, dass die Insel steilere Strassen als San Francisco hat, hätte ich wahrscheinlich ein Auto mit etwas mehr Kraft genommen. Aber sind wir ehrlich, das Inselleben ist vorrangig gechillt. So dachte ich zumidest. Die Realität sieht dann aber anders aus. Ich persönlich habe die Autofahrer dieser Insel eher gestresst als entspannt erlebt. Man könnte meinen, jede Minute zählt, um von der einen auf die andere Seite der Insel zu gelangen. Aber das ist ein anderes Thema. Hier geht es in erster Linie um Fotografie. 

Stopover in der Hauptstadt Funchal

Der erste angebrochene Tag diente nun also in erster Linie um anzukommen. Bzw., da die Unterkunft erst am Nachmittag bezogen werden konnte, und auf dem Weg die Hauptstadt Funchal liegt, könnte man sich ja direkt ins Getümmel stürzen. Gesagt, getan. In Funchal gibt es den berühmten „Mercado dos Lavradores“. Nun ja, ich möchte ehrlich sein. So gerne ich früher auf jegliche Märkte ging, stehen sie nicht mehr so auf meiner Favoritenliste. Und dennoch sind sie eine super Gelegenheit sich über die lokalen Produkte und Gegebenheiten zu informieren. Und sie sind ein Treffpunkt diverser Kulturen.
Nachdem am frühen Nachmittag die Unterkunft im Südwesten bezogen wurde ging es sogleich auf Entdeckungstour. 

Erste Ausfahrt

Die erste Ausfahrt geht in Richtung Nordenwesten, quer über die Insel, nach Porto Moniz. Dort liegt einer für mich interessanter Spot, oder besser gesagt, einer, auf den ich mich extrem freue. Die Rede ist vom „Ribeira da Janela“ oder einfach auch „Nadelfelsen“ genannt. Ein karges Stück Felsen in der meist rauhen See. Wir sind am späteren Nachmittag vor Orst, so dass ich etwas schauen kann von wo aus ich den Felsen am besten ins fotografische Visier nehme. Geplant habe ich hierfür das Morgenlicht. Da es dann aber noch dunkel sein wird, möchte ich gerne einen Augenschein über das Gebiet machen. 



Danach geht es über den westlichsten Punkt, einem Leuchtturm zurück zum Basislager. Bemerkung am Rande: bei dem Leuchtturm Farol da Ponta do Pargo befindet sich der Koordinaten-Nullpunkt der schweizerischen Landesvermessung LV95. 

Nach über 20 Stunden auf den Beinen endet der erste Tag mit vielen guten Eindrücken und eine guten Essen. 

Auf 1810 müM

steht eine Radarstation der portugiesichen Streitkräfte unmittelbar neben dem 1818müM. hohen Pico do Arieiro. Ist das Wetter klar, hat man eine faszinierende Aussicht über die Insel. Der Spot ist einer der beliebtesten Orte der Insel. Vor allem auch zum Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Warum? Weil man ohne sich gross anzustrengen auf dem Parkplatz parkieren kann. Nun ja, etwas weiter unten gibt es ebenfalls einen Parkplatz. Der Sinn? Eine Wanderung vom diesem auf den Gipfel. Doch seien wir ehrlich, wieso um alles in der Welt sollte man von da unten nach da oben wandern? An diesem Vormittag ist die Sicht definitiv nicht gut. Der Gipfel liegt in recht dichtem Nebel. Die Sichtweite; nicht weit. Für mich ist dieser Spot weder zum Sonnenauf- noch zum Sonnenuntergang, noch am hellichten Tag interessant. Warum? Dazu später. 

Etwas später …

… am westlichsten Punkt der Insel:

Hier befindet sich die Landzunge der Insel Madeira. Vom Parkplatz aus kann man mehrere Wanderungen über die Klippen unternehmen. Wenn man die Infotafeln richtig studieren würde, und wüsste wie man diese am Besten interpretiert, hätte man es sicher einfacher. Wir entschieden uns für einen Spaziergang von 3km. Das Augenmass liess allerdings schon erahnen, dass das keine 3km werden würde. Aber wenn wir schon da sind, dann laufen wir mal los. Die Kamera hab ich nicht mitgenommen, da ich im Moment nocht nicht in Stimmung war zu fotografieren. Ohne Wasser und sonstiger Verpflegung ging es also auf die vermeintlichen 3km. Spoiler; am Ende waren es dann deren 10km. Dies musste dann mit einem verdienten Bierchen gefeiert werden. 

Ein kleiner Tip am Rande:

Die Wege sind teils wirklich recht steil, was weniger das Problem ist. Mir wurde aus einer kleinen Unachtsamkeit der teils sehr lose Untergrund etwas zum Verhängnis, was mich kurz vor dem Ende der Klippen ausrutschen liess. Aber mehr als ein aufgeschlagenes Knie und eine Schrecksekunde gab es glücklicherweise nicht. 

Fanalwald -> der Feenwald

Etwas gemütlicher geht es am nächsten Tag zu: Zuerst ein erster Besuch im Fanalwald. Ein, je nach Witterung sehr mysthischer Ort. Ich möchte hier, bei momentan recht klarem Wetter einen Augenschein nehmen. Ich weiss jetzt schon, dass ich hier wohl mehrmals herkommen muss, um den für mich „perfekten“ Moment einzufangen. Ja, das sind die Leiden eines Fotografen. Oder eher die eines Mitreisenden? 😉

Jedenfalls ist der Ort, mit der Stimmung so inspirierend, dass für diesen Moment nicht das Fotografieren im Vordergrund steht, sondern gute Gespräche mit meinem Reisekumpel Raphael im Vordergrund stehen. So setzen wir uns auf einen Stein, quatschen und lassen uns von diesem wundervollen Stückchen Erde berieseln. 

Endlich: den ersten Sonnenuntergang fotografieren

Nach einem Nachmittagskaffee wird es dann aber Zeit für etwas Sonneuntergangsstimmung. Mir schwebt da der eine Wasserfall in der Nähe im Kopf herum. Doch auf dem Weg dorthin kommen wir an einem weiteren interessanten Spot vorbei. Einem Loch in der Felswand, bei welchem man tolle Bilder bei entsprechender Lichtstimmung machen kann.

Es brauchte dann etwas länger als gedacht, so dass die Sonne bereits weg war, als wir bei besagtem Wasserfall ankamen. Das Besondere: Der Wasserfall ergiesst sich auf die Strasse. Mittlerweile ebenfalls ein Spot der den ganzen Tag besucht wird. Doch ist die Sonne weg, ist man, wenn man etwas Glück hat, alleine dort. Und die Bilder werden vielleicht sogar besser, als an bei normalem Tageslicht. 

Der Kirchturm ohne Kirche

Was hat der Norden sonst noch so zu bieten? Ok, da war doch dieser Kirchturm auf diesem Hügel. Doch wo ist die entsprechnde Kirche dazu?

Wieder etwas weiter westlich gelangt man zum Miradouro do Guindaste. Zwei Stege die ins Meer laufen. Und eine Aussicht. 

Einen feinen Snack etwas ausruhen in der Basis und einen Pooljump von Raphael später fahren wir ins nahegelegene Calheta für einen gemütlichen, einfachen Sonnenuntergangsspot. Ohne gewandere oder gekraxel. Wobei, sind wir ehrlich; gross angestrengt haben wir uns bis jetzt noch nicht. 🙂

Der Nadelfelsen

Nun geht es aber los. Tagwache 4 Uhr. Abfahrt, 5 Uhr. Ziel: Porto Moniz, bzw. der Nadelfelsen. 

Ankunft: 06:00 Uhr. Ein weiteres Auto steht bereits dort. Damit kann ich durchaus leben. Einen Moment inne halten. Dann geht es los. Ich suche meinen Weg durch die Dunkelheit. Der Mond scheint noch so hell, dass ich keine Stirnlampe brauche. Der passende Platz ist relativ schnell gefunden. Nun noch Stativ und Kamera aufbauen. Testfoto. Passenden Filter drauf und los kann der Stress, äh, Spass gehen. Nein im ernst. So fest Spass es macht und so entspannt es teilweise aussieht, ist innerlich der enorme (eigene) Stress. Irgendwie ist es vergleichbar mit einer Prüfung in der Schule oder im Studium. Und wie so oft im Leben. Du hast nur diesen einen Moment. Den hoffentlich perfekten Moment. Doch wan kommt der? Im Dämmerungslicht? Beim eigentlichen Sonnenaufgang? In der goldenen Stunde nach dem Sonnenaufgang? Oder gar nicht? Wenn nicht, bist du dann umsonst aufgestanden? Kann man das überhaupt. Und wenn es nicht passt, gibt es ja einen nächsten Tag. Aber am nächsten Tag, ist eben dieser momentane Moment weg.

Ein Irrglaube?

Auf all unseren sozialen Plattformen wird einem vorgegaukelt wie perfekt und einfach alles sein kann/könnte/ist. Doch ist es das wirklich? Ich denke die wenigsten glauben das. Doch die wenigsten glauben auch, wie viel Arbeit hinter einem „perfekten“ Bild steckt. Doch was ist eigentlich das „perfekte Bild“? Ist am Ende nicht alles eine Frage des eigenen Geschmacks? Natürlich gibt es wie überall „Regeln“. Der Bildausschnitt, der Bildaufbau, die perfekte Belichtung. Doch sind es nicht auch oft gerade die Bilder die auffallen weil sie buchstäblich aus dem Rahmen fallen?

Zurück zum Moment der Wahrheit. Ich befinde mich in solchen Situationen meist in einem innerlichen Stress. Und trotzdem soll dabei auch noch das Geniessen des Moments hinzukommen. Ganz schön viel wünscht man sich, und das so auf den meist noch nüchternen Magen. Hinzu kommt noch bei Bildern wie diesen, dass man nicht auch noch von einer Welle erwischt wird.
Etwa eine Stunde später ist der ganze Spuk vorbei. 

Die Sonne wärmt mit ihren ersten Strahlen den Körper und auch das Gemüt auf. Das sind die Momente, die einem niemand mehr nehmen kann. In der Hoffnung, dass irgend ein brauchbares Bild dabei ist, machen wir uns auf den Rückweg. Ich kann den Kaffee schon förmlich riechen.

Im Fanalwald

Da sich der Fanalwald auf dem Heimweg befindet, machen wir noch kurz halt um das letzte Quentchen Morgenlicht einzufangen. Es ist ein erneuter Zwischenstop hier. Weitere werden folgen. 

Oh, ein Wasserfall 😉

Auf der Suche nach etwas ganz anderem stossen wir dann am Abend zu dem wunderbaren versteckten Wasserfall, der sich etwas hinter den Felsen von Ponta do Sol befindet. Die Stimmung passt auch recht gut. Und so entscheide ich mich für diesen Sonnenuntergangsspot. 

25 Fontes

Am nächsten Tag zeigt sich der Himmel von seiner grauen Seite. Auch hier im Süden ist man vor Regen nicht gefeit. Tief hängen die Wolken und lassen Tränen auf die trockene Strasse fallen. Ein perfekter Tag für einen Waldspaziergang. Die 25 Fontes lassen auf sich warten. Ebenfalls unweit von unserer Unterkunft auf der Hochebene finden wir noch ein Plätzchen auf dem bereits vollen Parkplatz. Bewusst sind wir etwas später gestartet. Somit begegnen wir den meisten Leuten, die sich bereits wieder auf dem Rückweg befinden. Grundsätzlich ist auch das eine entspannte Wanderung. Ok, man macht etwa knapp 500 Höhenmeter auf einer Strecke von rund 13 km. Das sollte aber nicht das Problem werden. Hier kommt mal wieder die Euphorie des Fotografen ans Licht. Als wir so mirnichts dirnichts den Weg entlanglaufen müssen wir immer mal wieder dicken und weniger dicken Querästen des dichten Waldes ausweichen, die sich über den Weg auf Kopfhöhe hangeln. Im Prinzip nichts besonderes. Hat man aber eine Dachkappe auf und ist mit etwas geneigtem Blick dabei zu versuchen die Kamera aus dem Seitenfach des Rucksacks zu nehmen und konzentriert sich dabei auf dessen Reissverschluss und darauf, dass die Kamera dann nicht herausfällt während man mit rund 5 km/h läuft, läuft man Gefahr, gegen eine solche natürliche Schranke zu laufen. Und ihr wisst was jetzt kommt.

Das Verhängnis

Boing, und ich liege auf dem Boden. Benebelt von dem was da passiert ist, denke ich; „Welcher Idiot hat denn hier einen Baum gepflanzt?“…. Nein, ich bin natürlich selbst schuld. Ausser einer weiteren Schürfwunde am Kopf und zwei doch enormen Beulen ist weiter nichts passiert. Sofern ich also morgen noch meinen Namen weiss, ist es hoffentlich nicht weiter schlimm. Was hier hoffentlich etwas amüsant klingt, war im Moment des Aufeinandertreffens meiner Schädeldecke mit dem doch recht dicken Querast gar nicht witzig. Doch sind es nicht eben diese Momente an die man sich dann (nicht) gern zurückerinnert? 

Oh!

Belohnt wird man nach der Hälfe der Wanderung, von einem wunderbaren Wasserfall, der sich in einem kleinen Becken ergiesst. 25 Fontes deshalb, weil sich auf der rund 4.5km langen Strecke (ein Weg) 25 Quellen befinden. Zu unserem Glück oder zu unserem Pech, je nach dem, seilt sich eine Gruppe von Männern durch den Wasserfall hinunter. Wichtig bei einem Besuch auf dieser Insel übrigens, Regenjacke mitnehmen. 🙂

1860 müM: Pico Ruivo

Von den Tiefen des Dschungels geht es am nächsten Tag auf den höchsten Punkt auf der Insel, dem Pico Ruivo. Die Entscheidung fiel eher spontan. Obwohl mir noch ziemlich der Kopf brummt und bei jedem Stirnrunzeln schmerzt, entscheiden wir uns, da das Wetter heute wieder top ist auf eben diesen Berg zu kraxeln. Wobei kraxeln definitiv das falsche Wort ist. Im Gegensatz zum Pico do Arieiro  gibt es zwar nicht direkt beim Gipfel einen Parkplatz. Ein recht gut gepflasterter weg führt über knapp 3km zur Aussichtsplattform. Die letzten paar hundert Meter geht es dann recht steil über etliche Stufen. Oben angekommen wird man mit einer wunderbaren Aussicht belohnt. Das Wetter könnte besser nicht sein. Dann, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, setzt immer stärker werdender Wind ein. Dazu gesellt sich eine bissige Kälte. Dummerweise habe ich die Situation so eingeschätzt, dass ich die extra dafür mitgebrachten Handschuhe in der Unterkunft gelassen habe. Tja, nun heisst es ein weiteres Mal durchhalten und durchbeissen für den einfachen „Klick“ beim Fotoapparat. Ich habe nun doch schon einiges an Zeit an exponierten Stellen verbracht. Doch diese Stunde war dann doch grenzwärtig. Der Wind wurde so stark, dass sogar das Stativ angefangen hat sich etwas zu bewegen. Also musste ich dieses mit meinem Körper vor Verwacklungen abschirmen. 
So schön und schnell Momente des Sonnenuntergangs vorübergehen, so langsam können sie einem auch erscheinen. Fluch und Segen zugleich. 

Der Abstieg in der angehenden Dunkelheit war dann eher dazu da sich wieder aufzuwärmen. Die Hände dort oben waren mittlerweile so kalt, dass ich kaum mehr den Reissverschluss am Rucksack zumachen konnte um die Kamera sicher zu verstauen. 

Porto Moniz und die natürlichen Becken

Der nächste Tag war eher mal wieder ein Entspannungstag. Ein bisschen sein und flanieren und ein paar Dörfer im Südwesten anschauen. Dann doch noch ein Abstecher nach Porto Moniz im Nordwesten. Die Situationskomik wollte es, dass ich dann doch noch eine gute Kulisse für ein Tagesabschlussfoto machen konnte. 

Auch am Tag darauf brummt der Kopf noch etwas von der Bekanntschaft mit dem Querast. Das Wetter ist heute mal so warm und angenehm, dass man tatsächlich ein bisschen am hauseigenen Pool verweilen konnte. Doch am frühen Nachmittag fahren wir dann noch in Richtung Osten auf einen kleinen Spaziergang. Der ist aber so unspektakulär, dass er nicht der Rede wert ist. 

Danach fahren wir noch einmal zur Landzunge im Westen der Insel. Möchte da einen Punkt suchen für einen eventuellen Sonnenaufgang. Danach heisst es ein bisschen ausruhen, denn morgen geht es früh los.

Ein paar Stunden später

Es ist 2 Uhr morgens. Ein Blick nach draussen verspricht gutes. Sternklar! Auf geht es für den Versuch die Milchstrasse abzulichten. Ich habe ein paar Orte im Hinterkopf die ich mir die letzten Tage überlegt habe. Vielleicht klappt ja ein Teil davon. 

Die Milchstrasse!

Die Fahrt auf die Hochebene verspricht schon einmal gutes. Kein bisschen Nebel und klare Sicht. Jedes Mal, wenn wir die lange gerade auf der Hochebene entlangfuhren, dachte ich mir, hm, das wäre was, die Teerstrasse mit der Milchstrasse abzulichten. Ein paar Kilometer weiter ist es dann soweit. Das Auto wird am Strassenrand abgestellt und das Stativ in der Mitte der Strasse aufgestellt. Ich rechne um diese Zeit ehrlich gesagt mit Null Verkehr. Und so ist es auch. Schon beim Aussteigen ist das Zentrum der Milchstrasse von blossem Auge sehr gut zu erkennen. Der geringen Lichtverschmutzung auf der Insel sei Dank. Dazu kommt noch, dass wir uns mitten im Atlantik befinden. Ein paar Versuche, und die Aufnahme ist bald im Kasten.

Milchstrasse im Fanalwald

Wir fahren etwas weiter der Strasse entlang. Doch schon tauchen die ersten Nebelschwaden auf. Mist, denke ich. Ich wollte doch noch in den Fanalwald. Auf der rund 15km langen Strecke wechseln sich klare Abschnitte mit kaum sichtbaren Abschnitten ab. Wie es wohl im Fanalwald aussehen wird? Bei Ankunft beim Parkplatz verheisst es nichts gutes. Dicke Nebelschwaden liegen in der Luft. Doch so schnell aufgeben? Nein. Ich weiss, dass sich die Verhältnisse sehr schnell ändern können. Wir steigen aus und laufen in die Dunkelheit des Waldes hinein der von Bäumen geprägt ist, die diverse Figuren darstellen können. Der Fantasie sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Auch diverse Kühe sind hier im Wald vertreten. Gut dass es hier so dunkel ist, dass man weder das eine, noch das andere erkennen kann.

Nur im Licht der Strinlampe kann man ein paar Umrisse erkennen. Die Stirnlampe nutze ich nun hierfür, mir einen passenden Baum für den Vordergrund zu suchen. Dahinter soll dann die Milchstrasse verlaufen. Dabei wieder der Wettlauf gegen die Zeit. Zum einen können jederzeit Nebelschwaden aus dem Nichts auftauchen, zum anderen geht bald der Halbmond auf. Das ist zum einen insofern gut, da der aufgehende Mond noch so viel Helligkeit besitzt, dass er die Umgebung in ein sanftes Licht taucht und somit den Vordergrund natürlich beleuchtet.

Auf der anderen Seite, je mehr Licht sich in der Athmosphäre befindet, desto weniger gut ist die Milchstrasse zu sehen. Die Kunst dabei ist, beides einzufangen. Gelingt dies, ist es unbeschreiblich. Der nächste Aspekt in Bezug auf den Zeitfaktor ist der Weg, der bis zum nächsten Spot vor uns liegt. Geplant ist der Sonnenaufgang bei der Landzunge im Osten der Insel. Ich möchte um 06:00 Uhr dort sein. Die Fahrt dorthin beträgt in etwa anderthalb Stunden. Um 04:31 Uhr ist das letzte Bild im Kasten. (Unten im zweiten Bild sieht man, wie die Umgebung vom auf der linken Seite aufgehenden Mond sanft beleuchtet wird).

Ich eile durch die Dunkelheit zurück zum Auto. Nun heisst es quer über die halbe Insel fahren. Auch wenn kein einziges Auto den Weg kreuzt gilt es sehr vorsichtig zu sein. Immer wieder kreuzen aus dem Nichts Wildkaninchen auf die die Strasse überqueren, oder einfach stehen bleiben. Auch mit Kühen auf der Strasse muss jederzeit gerechnet werden. Um Punkt 06:00 erreichen wir den noch leeren Parkplatz beim Miradouro da Pedra Furada. Es ist noch dunkel. Zeit für eine kleine Verschnaufpause. Etwa 20 Minuten später geht es los.

Sonnenaufgang im Westen

Die Morgendämmerung setzt langsam ein. Ich liebe die Zeit vor dem Sonnenaufgang. Nicht weil ich gerne früh aufstehe, nein, weil die Farben dann am schönsten sind. Doch zuerst heisst es, einen geeigneten Punkt zu finden. Gar nicht so einfach. Von der Aussichtsplattform wäre es zu langweilig. Gleich vor der Plattform führt ein Trampelpfad entlang.
Ich suche dort nach einem geeignetem Vordergrund. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Unruhig laufe ich hin und her im Wissen, dass wieder der Lauf gegen die Zeit losgeht. Schlussendlich versuche ich mehrere Standorte und hoffe auf etwas Glück. 
Etwa etwa eine Stunde später ist das Schauspiel vorbei. Die Sonne steht bereits hoch und wärmt mit ihren Strahlen die Umgebung auf. Für uns heisst es nun, die rund einstündige Fahrt zurück ins Basislager anzutreten. 

Nach einem kleinen Frühstück ist es Zeit für ein Nickerchen. 
Wer mich kennt, weiss, dass ich ein kleiner Sonnenanbeter bin. Es ist zwar bei weitem nicht mehr so schlimm wie früher, doch es war schon immer schwierig für mich, dass wenn es draussen schön ist ich drinnen schlafe. Draussen in der Sonne zu schlafen wäre allerdings auch nicht vernünftig. Eine Zwischenlösung muss also her. Nach zwei Stunden Halbschlaf verschiebe ich nach draussen. 

Mystischer Fanalwald

Nach einem gemütlichen Tag am Pool ziehen gegen Abend wieder Nebelschwanden vom Berg ins Tal. War da nicht noch etwas mit diesem Fanalwald? Natürlich! Ich wollte doch noch Bilder machen, wenn der Nebel den Wald in eine geheimnissvolle mysthische Umgebung verwandelt. Also schnappe ich mir die Kamera und los geht es. Schon nach wenigen hundert Metern befinde ich mich im tiefsten Nebel. Einsetzender Regen erschwert die Fahrt zusätzlich. Das werden lange 19km, denke ich mir. Und was, wenn die Verhältnisse dort nicht gut sind? Es gibt nur einen Weg dies herauszufinden. Kurz vor dem Parkplatz befindet sich eine halbe Kuhherde auf der Strasse. Nun ist Vorsicht geboten.

Endlich beim Parkplatz angekommen regnet es in Strömen. Doch nach fünf Minuten hört dieser auf und dicker Nebel breitet sich aus. Genau das wollte ich. Nun nichts wie los. Die Verhältnisse kann sich jederzeit wieder ändern. Ich bin ganz alleine auf dem Parkplatz und folglich auch im Wald. Alle Baumwesen stehen mir nun Model. Die Szenerie ist einzigartig. Es ist nicht unheimlich oder so. Im Gegenteil. Freundliches Vogelgezwitscher ist die ganze Zeit zu vernehmen. Herrliche Momente verbringe ich hier beim Fotografieren. Und auch hier gilt: Geniesse den Moment des Seins! Beim Fotografieren ist es so wichtig, auch mal ein paar Minuten die Kamera wegzulegen und inne zu halten. Dankbar zu sein, dass man diesen Moment hier verbringen darf. Viele die sich das wünschen, können das nicht. 

Nach einem gemütlichen Tag und einem feinen Abendessen geniessen wir die Zeit mit guten Gesprächen. Es ist bereits wieder nach Mitternacht als ich ins Bett komme.

Das leuchtende Kraftwerk

Irgendwie kann ich nicht schlafen. Etliche Bildideen geistern in meinem Kopf herum. Um 03:30 Uhr stehe ich auf und gehe auf die Terrasse. Die Milchstrasse ist auch von hier gut sichtbar. Doch das Umgebungslicht würde kein schönes Ergebnis bringen. Also krieche ich wieder ins Bett. Um 04:10 Uhr stehe ich allerdings wieder auf, da ich eine weitere Idee habe. Schnell ist die Kamera eingepackt und ein paar Minuten später befinde ich mich wieder auch der Strasse. Ziel ist noch einmal der Nadelfelsen im Nordwesten der Insel. Als ich um 05:15 Uhr beim Parkplatz ankomme ich natürlich der einzige. 10 Minuten später stehe ich auf der oberen Plattform von der aus man fast frontal auf den Felsen sehen kann. Zu meinem Erstaunen ist der Felsen heller als gedacht. Warum? Gleich dahinter um die Klippen befindet sich ein Kraftwerk. Dieses ist beleuchtet. Das Licht ist so stark, dass der Felsen angeleuchtet wird.

Mein „Zielfoto“ wird allerdings überhaupt nicht klappen, denn anstatt sternklarer Himmel ist es hier neblig und Nieselregen setzt ebenfalls ein. Das hält mich allerdings nicht davon ab ein paar Aufnahmen zu machen. Und ehrlich gesagt, finde ich die Stimmung extrem gut. Habe noch keine solchen Bilder gefunden. Um kurz nach 06:00 Uhr ist es allerdings mit der Ruhe vorbei. Etwa 15 Strinlampen bahnen sich den Weg durch die Dunkelheit. Zwei davon nähern sich von hinten auf dem Weg zur Plattform. Zum Glück habe ich meine Bilder soweit im Kasten. Bei den vielen Lichtern handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um eine Fotografengruppenexkursion. Die wollen wohl den Sonnenaufgang hier festhalten. Das wird aber kaum etwas werden. denn der Regen wird gerade stärker. Ich bin froh, habe ich den Sonnenaufgang vor ein paar Tagen hier festhalten können. Mein Wunschspot für den Sonenaufgang für heute liegt etwa 12 km von hier entfernt.

Es kann nicht immer klappen

Etwa 20 Minuten später bin ich beim Black Sand Beach von Saixal. Doch oh Wunder, auch dort regnet es natürlich. Nichts desto trotz packe ich Kamera und Stativ und mache mich auf den Weg zu dem zu diesem Zeitpunkt menschenleeren Strandabschnitt. Ich versuche das Beste aus der Situation zu machen versuche anstatt eines farbenprächtigen Sonnenaufgang eine geheimnissvolle, neblige Athmosphäre zu schaffen, indem ich die dunklen Abschnitte des Strandes mit dem kleinen Wasserfall, dem Grün der Pflanzen und der kaum erkennbaren Umrisse der Klippen versuche zu kombinieren. Ja, Instagram und Co kann immer wieder täuschen. Es klappt nicht immer alles. 

Zeit, den Rückweg anzutreten. Es ist mittlerweile 07:30 Uhr, und die nicht sichtbare Sonne steht schon recht hoch. 

Den letzten Tag auf der Insel verbringen wir ebenfalls recht gemütlich. Allerdings habe ich auch in der letzten Nacht, also kurz vor Abflug am nächsten Morgen noch eine Nachtaktion vor.

Der Himmel ruft!

Die Nacht soll klar sein und ich mache mich noch einmal auf den Weg zum Pico do Arieiro. Man erinnert sich, als ich das erste Mal da oben war, konnte man kaum die Hand vor Augen sehen. Nun, es ist kurz vor Mitternacht, als ich den Parkplatz erreiche. Habe mit zwei Fotografinen abgemacht, die ich hier auf der Insel getroffen habe. Es ist kühl, und der Wind weht ungemütlich. Doch die Milchstrasse zeichnet sich superschöne über den Wolken ab. Was für eine tolle Nacht. 

Gegen 04:50 Uhr bin ich wieder in der Basis und kann mich noch eine Stunde hinlegen, bevor es heisst Abschied zu nehmen von der Insel des ewigen Frühlings. 

Ich hoffe, ich konnte dich für ein paar Minuten in meine kleinen Abenteuer mitnehmen und freue mich natürlich über jeden Kommentar.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Sabine Schmid

    Toller Bericht,
    anders als Alles was man kennt
    fantastische Bilder
    und auch anders als man sonst die Gegend vorgestellt bekommt

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