Nächster Stop: Saariselkä
Nachdem ich den Riisitunturi Nationalpark verlassen hatte und den Wasserstrudel bei Myllykoski besucht habe machete ich mich entgültig in Richtung Norgen auf. Nach einer rund 300km langen Strecke machte ich bei Saariselkä den nächsten Stopp. Hier befindet sich das nördlichste Skigebiet Finnlands. Bei einem Parkplatz direkt oberhalb des Skilifts stellte ich den Wagen ab. Es ist eine wundervolle Abenddämmerung, die sich in ihrer vollen Farbenpracht zeigt. Vor mit steht ein Restaurant total von Eiszäpfen umgeben ist. Ein paar Meter auf der anderen Seite gibt es einen Aussichtsturm aus Holz. Auch dieser, von Eis und Kälte gezeichnet, aber ein tolles Fotomotiv. Ich glaube ich stehe auch diese Nacht alleine hier oben. Der Wind peitscht ums Auto. Drinnen ist es aber echt gemütlich. Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaute, war die Umgebung in eine dicke Nebelschicht gehüllt. Ich zog mich an und stapfte in den Schnee hinaus. Der Wagen war nun, wie das Restaurant daneben total mit Eiskristallen eingekleidet. Es windete immer noch heftig. Nichts desto trotz holte ich die Schneeschuhe aus dem Kofferraum und wanderte ungefähr auf vorgegebenen Pfad ins Nichts des Nebels hinein. Die Luft hingegen war sensationell.
Duschen, kaputter Handschuh und Silikonspray
Zurück beim Auto nach der schweisstreibenden Schneeschuhwanderung fahre ich den Berg wieder hinunter. Gleich bei der Dorfeinfahrt beim Kreisel gibt es eine Tankstelle mit einem einfachen Stellplatz. Hatte gelesen, dass man da dür €2.50 wohl gut duschen kann. Gesagt getan. Der Typ hinterm Tresen war superfreundlich und die Duschen wohl sauberer als in manchem Hotel. Auch konnte ich mir Zeit lassen so viel ich wollte. Nach einer Tasse Kaffee und einem süssen Croissant stieg ich wieder ins Auto. Vor ein paar Tagen war die Naht beim Daumen von den warmen Handschuhen gerissen. Das fehlte mir gerade noch. War ich doch erst rund zwei Wochen unterwegs. War ärgerlich, aber ging am Ende ganz gut. Der Service von theheatcompany darf an dieser Stelle ruhig gelobt werden. Sie konnten mir zwar nicht helfen, haben mir die Handschuhe aber anstandslos ersetzt. Ebenfalls hatte ich festgestellt dass sich beim Schloss vom Kofferraum Eisklumpen gebildet haben. Schnell musste also mit WD-40 eingesprüht werden und die Eisklumpen entfernt werden. Viele Dinge beim Auto mussten stehts im Auge behalten und kontrolliert werden. Man darf dabei nicht vergessen, dass es sich bei meinem Fahrzeug um einen T6 Ocean von der Stange handelt. Was soviel bedeutet, dass da nichts gerade viel isoliert wurde. Der Wasserhahn machte ebenfalls wieder Zicken, oder sagen wir, es kam ausser einem kleinen Klick, gar nichts mehr.
Inari
Inari ist weit im Norden von Finnland. Es ist gleichzeitig auch die Hauptstadt der Samen. Ein richtige Stadt, dachte ich, … bis ich die ersten Häuser erreichte. Es ist wohl eher ein weiteres Städtchen. Aber dafür echt nett und die Leute hier sind sehr freundlich. Da mein Wasserhahn nicht mehr funktionierte, fummelte ich mehrere Male erfolglos unterm Fahrersitz herum. Darunter befindet sich der Sicherungskasten für die Campingausstattung. Da haben die Ingenieure von VW ganze Arbeit geleistet. Zu den Sicherungen kommt man fast nicht hin, ausser man hat Miniaturhände. Mit viel Gefummel und etwas Glück konnte ich die entsprechende Sicherung ausmachen. Im nächsten Tankstellenshop fand ich auch die passenden Sicherungen. Zur Sicherheit nahm ich gleich mehrere mit. Ebenfalls durfte ich dort den Wasserkanister neue füllen lassen. Dann fuhr ich ein paar Kilometer hinauf zu einem weiteren tollen Rastplatz inmitten von weisser Landschaft um dort zu nächtigen.
Am nächsten Morgen wanderte ich auch dort ein wenig mit den Schneeschuhen umher und konnte sogar ein Rentier beobachten. Es schneite leicht. Daher war es auch sehr bedeckt und die Sonne versuchte mit aller Kraft dagegen anzukämpfen. Sie schaffte es immerhin, die Landschaft in ein leichtes rosa zu färben.
Norwegen – Die Sache mit dem Nordkapp
Die Fahrt führt weiter durch Finnland der E75 entlang bis nach Utsjoki wo sich auch die Grenze zu Norwegen befindet. An der Grenze konnte ich niemanden ausmachen und somit problemlos einreisen. Willkommen in Norwegen.
Ursprünglich wollte ich in zwei Etappen zum Norkapp fahren. Aber die Verhältnisse hier oben sind im Winter echt nicht einfach. Das Hauptproblem war, dass viele Park- und Rastplätze im Winter nicht geräumt werden. Somit reduziert sich die Anzahl der Möglichkeiten. Ich fand für mich keinen passenden Ort um zu nächtigen und so passierte ich noch am selben Tag den Nordkapptunnelen. Um etwa 19:30 Uhr erreichte ich Skarsvag. Das ist sozusagen das letzte Kaff im Norden. 2 km südlich zweigt die Strasse zur 13km langen Reststrecke der E6 zum Nordkapp. Nun ja, jeden Vormittag gelangt man von hier aus mit einem geführten Convoy zum Norkapp. Unten bei der Einfahrt gibt es eine Schranke. Ist diese offen, kann man die Strasse auch so passieren. Natürlich auf eigene Verantwortung. Am Besten kontaktiert man davor den Wetterdienst. Die können einem gut Auskunft über die Verhältnisse geben. Das tolle an der Sache; am Ende ist man immer schlauer.
Da die Schranke also offen war fuhr ich sachte drauflos. Obwohl es sich dabei nur um 13km handelt, hat es die Strecke in sich. Und ich als Schweizer kenne ja die Alpenpässe relativ gut. Doch schlussendlich ist es halt doch nicht mit den Verhältnissen des Nordkapps zu vergleichen, wie auch ich lernen musste. Genau 1.2km vor Parkplatzeinfahrt kam ich in eine solche Schneeverwehung hinein, dass mein Wagen trotz 4motion keinen Wank mehr machte. Ich fasste es nicht. Tatsächlich bin ich also bei Sturm und Schneefall fast am Ende der Welt steckengeblieben. Jetzt war Ruhe bewahren, und schnell handeln angesagt. Um es etwas abzukürzen: Die Schneeketten konnte ich nicht einfach montieren, da die gesamten Radkästen mit kompaktem Schnee ausgefüllt waren. Dann kam der Schneepflug von unten (was ich natürlich nicht wusste), fuhr an mir vorbei und schaffte somit einen zusätzlichen Schneewall. Also war ich total gefangen. Es ist wohl klar, dass ich keinen Jubeltanz machte. Es war so ein Moment im Leben, wo man sich dann fragt, ist es das wirklich wert? Doch am Ende zählt auch das Erlebnis. Und irgendwie komme ich hier schon wieder weg, dachte ich mir. Und so war es dann auch. Als der Schneepflug mit seinem Folgefahrzeug wieder von oben bergabwärts fuhr, rief der Mann am Steuer den Pannendienst, welcher mich dann etwa eine Stunde später aus meiner misslichen Lage befreien konnte. Es wäre wohl zu leicht gewesen, Nordlichter an der Nordkappkugel zu fotografieren, was das ursprüngliche Ziel war. Doch das Wetter war für die nächsten drei Tage so schlecht, dass die Strasse gesperrt blieb. Und doch fuhr ich mit einer guten Erinnerung am übernächsten Tag in Richtung Alta weiter.
Alta
In Alta fuhr ich zum ersten mal einen Campingplatz an. Dort traf ich mich mit Katja Seidel. Sie ist eine Astrofotografien und war gerade für ein paar Tage hier. Wir unterhielten uns gut und ich durfte am nächsten Tag für ein Interview herhalten, welches gerne auf ihrem Kanal geschaut werden darf.
Nacht-lichter.de -> Teil 10 – Sondersendung. An dieser Stelle, nochmal vielen Dank an Katja!
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Nachdem ich den Campingplatz wieder verlassen habe, suchte ich mir einen schönen Aussichstpunkt für die nächste Nacht, in der Hoffnung, dass ich endlich wieder Nordlichter zu Gesicht bekomme. Und so war es dann auch. Ein wunderschönes Spektakel zog über den nur leicht bedeckten Himmel.
Es war dann schon recht spät in der Nacht, als ich auf die glorreiche Idee kam, den Hahn fürs Grauwasser zu betätigen. Auf dem Campingplatz habe ich festgestellt, dass ich den bereits schon die ganze Reise zu hatte. Dazu muss man wissen, dass ich kein Grauwasser im eigentlichen Sinn habe. Es war lediglich Wasser was ich zum kochen verwendete oder auch mal was abgewaschen habe. Und das natürlich nur mit speziellem Abwaschmittel. Jedenfalls war der Hahn zu, und der Tank fast voll. Also klappte ich den Hebel um, und schon hatte ich selbigen in der Hand. Draussen war es wieder um die -17°C und da war natürlich das ganze Gelenk eingefroren. Das kam mir aber erst in den Sinn, als ich den Hebel bereits in der Hand hielt.
Alta – Tag 2
In Alta gibt es die Nordlichtkathedrale. Diese habe ich mir am Morgen angeschaut und machte mich dann auf die Suche nach einer Werkstatt wo ich das Problem mit dem Hebel für den Grauwassertank lösen wollte. Fündig wurde ich allerdings erst bei einem Klempner, nachdem mir zwei Werkstätten nicht weiterhelfen konnten. Dieser gab mir dann einen Schlauch mit, um das Wasser mittels Schwerkraft aus dem Tank zu lassen. Das hat dann auch wunderbar geklappt. Am Abend fuhr ich noch einmal zu dem Platz wo ich am Vorabend schon gestanden habe. Die Wetteraussichten verprachen auch für heute Abend höhere Nordlichtaktivität. Und so war es dann auch. Der Plan war, dass ich hier einen Zeitraffer erstellen würde. Zwar war ich schon etwas spät dran, aber am Schluss hatte ich einige gute Aufnahmen im Kasten.
Bufjord – ein weiteres Nordlichtfeuerwerk
Die Fahrt ging dann weiter in Richtung Tromsø bis nach Bufjord. Dort fand ich einen supertollen Spot wo genau Platz für meinen Wagen war. Und ich konnte mich auch hier wunderbar nach Norden ausrichten. Auch an diesem Abend wurde ich von mit einem phänomenalen Nordlichtkonzert verwöhnt und am nächsten Morgen erwartete mich ein toller Sonnenaufgang.
Weiter Richtung Tromsø
Nach einem Kaffee bei einer weiteren Circle K Tankstelle fuhr ich weiter in Richtung Tromsø. Ein längerer Tunnel führt vom landesinneren her kommend durch den Samuelsberg. Gleich beim Ausgang befindet sich eine Ausfahrt zu einem supertollen Rastplatz. Eine vollautomatisierte Toilette und eine gigantische Aussicht aufs Meer findet man hier. Hier blieb ich. Zeitlich war ich gerade so gut dran, dass die Konditionen und Wetter recht gut waren für einen Zeitraffer für den Sonnenuntergang. Allerdings wurde die Aufnahme durch einen enormen Windstoss jäh unterbrochen. Zum Glück nahm weder Stativ noch Kamera schaden. Der Himmel zog langsam zu. Auch für heute Abend war wieder Nordlichtaktivität vorausgesagt. Doch was würde bei dem Wetter wohl nichts werden. Immer wieder schaute ich aus dem Fenster. Doch ausser schnell ziehende Wolken war wenig zu sehen. Doch halt, was war das? Schnell die Kamera hervorgeholt, ISO raufgeschraubt und ein Testfoto geschossen. Das schimmert doch grün?! Wie geil ist das denn? Schnell wieder warme Sachen anziehen und raus in die Kälte. Ich wollte, da ich hier am Meer war, die durch den Wind ans die Felsen peitschenden Wellen mit dem Grün am Himmel kombinieren. Auf der anderen Seite sah man in den Bergen ein Städtchen. Eine herrliche Komposition. Nach einer halben Stunde war das Naturspektakel leider schon wieder vorbei. Zu dicht wurde die Wolkendecke.
Next Stop Tromsø
Nach einem kleinen Frühstück machte ich mich parat um die letzte Etappe nach Tromsø in Angriff zu nehmen. Das Wetter nahm eine positive Wende. ich rechnete eher mit schlechtem Wetter. Aber es wurde ein gut Tag mit viel Sonnenschein. Nach einer entspannten Fahrt mit viel Kaffee aus verschiedenen Circle-K Tankstellen erreichte ich am Nachmittag Tromsø. Doch dazu im nächsten Blog