Tromsø Sicht vom Fjellheisen

Nordland – Der Film #4

Nordland – der Film – #4

Tromsø

Nach etwa 130km traf ich gegen Mittag in Tromsø ein. Es war ein herrlich sonniger Tag. Die Spitzen des Daches der Eismeerkathedrale sah man schon von weitem.  Als ich die Kathedrale passierte überquerte ich sogleich die Brücke, die die Verbindung zur Innenstadt darstellt. Beim ersten Kreisel gleich am Ende der Brücke war es dann richtig eisig und rutschig, dass mein Wagen trotz extrem langsamer Fahrt ins Rutschen geriet. Das erste mal auf der ganzen Fahrt, dass mir mal unwohl wurde. Dies hatte natürlich auch damit zu tun, dass ich mich in einer grösseren Stadt mit entsprechend hohem Verkehrsaufkommen befand.
Ich war ja schon einmal in dieser Stadt. Allerdings war das im Sommer und dazu regnete es recht stark. Heute war es total anders. Extrem freundlich. Ich fuhr ein wenig in der Gegend herum bis ich mich recht wohl fühlte. Dann wollte ich mir einen Punkt suchen, wo ich eine gute Sicht auf die Eismeerkathedrale hätte. Also fuhr ich die steilen Strassen hinauf in wunderschöne Wohngebiete. Das Problem war dann allerdings, dass ich nirgends anhalten konnte, bzw. durfte.

Top of Tromsø

Schlussendlich wählte ich die Tourivariante und fuhr zum Fjellstua, ein Aussichtspunkt hoch über der Stadt, der gut mit einer Seilbahn zu erreichen ist. Von da aus, wollte ich einen Zeitrafferfilm erstellen um den Übergang von Tag zu Nacht festzuhalten. Ich suchte mir also eine geeignete Stelle und stellte mein Equipment auf. Der Wind peitschte mir heftig um die Ohren und schnell spürte ich, wie die Kälte mich auffrass. Einige Stunden später waren die Aufnahmen im Kasten und ich machte mich auf den Rückweg zum Auto. Später am Abend gönnte ich mir in einem feinen Restaurant einen Rentierburger mit einem feinen kühlen Bier. Bei der nächsten Circle-K Tankstelle gab es dann noch einen Kakao zum Dessert und ich suchte mir einen gemütlichen Schlafplatz, den ich auf einem grossen Parkplatz in der Nähe fand.


Das Wetter dreht

05:30 Uhr. Ein jähes Geräusch hallt durch die Nacht. Ein Schneepflug räumt den Parkplatz. Es hat viel geschneit in der Nacht. Nach einem Morgenkaffee fuhr ich etwas aus der Stadt. Hatte einen Platz im Kopf. Doch das Wetter und demzufolge die Sichtverhältnisse wurden immer schlechter. Die Strassen wurden immer unpassierbarer und so lange ich noch konnte entschied ich mich umzukehren. Auf einem Parkplatz machte ich Pause, bevor ich wieder in die Stadt fuhr. So nutzte ich gleich die Zeit um ein paar Bilder zu bearbeiten. 

Als das Wetter nicht merklich besser wurde entschied ich, trotzdem in die Stadt zu gehen. Ein bisschen Souveniers schauen und so. Also parkierte ich den Wagen im Zentrum und spazierte durch die Altstadt. Langsam hörte es zu schneien auf und am Himmel bahnte sich die Sonne ihren Weg durch die dicken Wolken. „So ein Himmel eignet sich gut für einen weiteren Zeitrafferfilm“, denke ich mir und laufe schnell zum Hafen. Dort stellte ich meine Kamera auf und nahm für die nächsten paar Stunden alle paar Sekunden ein Bild auf. Wenn man so am Hafen steht und den Passanten zusieht entstehen tolle Gespräche. 

Nordlichtalarm!

Unterdessen meldete sich mein Magen. Der will auch mal wieder was. Doch der muss wohl noch warten. Der Himmel klarte immer mehr auf und die App für die Nordlichter verhiess gutes. Schnell suchte ich auf der Karte nach einem geeigneten Ort. Diesen fand ich rund 70 km auf einer Nebeninsel. So unternahm ich eine weitere Fahrt durch die Dunkelheit auf immer enger werdenden Strassen. Allerdings änderten sich die Wetterverhältnisse mal wieder. Statt klarer Himmel kam Schneefall von der besten Sorte. Dicke Flocken fielen auf die Scheibe. Ich überlegte schon, wieder umzudrehen, doch das tat ich zum Glück nicht. Am geplanten Punkt stand bereits ein Touristenbus, so einer wo man eine Nordlicht-Tour buchen konnte. Also wenn die schon hier sind, dann müsste es ja klappen.
Ich fuhr dann noch ein bisschen weiter bis ich in ein Dorf kam. Dort hielt ich den Bus am Strassenrand und wartete bis es aufhörte zu schneien. Als ich aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen kaum. Eine irrsinnig grosse grüne Schlange bahnte sich ihre Weg über das Firmament. In ganz langsamen gemächlichen Bewegungen. Wow. Schnell aus dem Bus, und die Böschung hinunter, stand ich hinter einem Bootshaus und versuchte den Steg als Vordergrund zu nehmen. Da mich die Strassenlaternen störten, fuhr ich dann doch wieder zu dem Parkplatz wo immer noch der grosse Bus stand. Ich stieg aus, schnallte die Schneeschuhe an und rannte den schneebedeckten Hügel hinab in die Dunkelheit… und landete fast im Wasser. Schnell die Kameras aufstellen und Bilder machen. Wow, ein Megaschauspiel am Himmel. Der Bus fuhr dann wenig später ab und ich verbrachte die Nacht hier. 

Die Fahrt nach Sommarøy

Trotz der widrigen Wetterverhältnisse entschied ich mich, die Strecke nach Sommarøy unter die Räder zu nehmen. Nachdem ich einen gemütlichen Vormittag im Bus verbrachte und wartete bis eine Schlechwetterfront an mir vorbeizog, fuhr ich los. 
Auf dem Weg kam ich an einem Rema 1000 (Supermarkt) vorbei und fand endlich einen Sashimilachs. Herrlich. Auch konnte ich gleich noch den Wasserkanister an der Tankstelle nebenan füllen lassen. Die Fahrt klappte bestens. Über eine Brücke gelangte ich dann auf die Insel. Nach kurzer Fahrt kam ich an einen kleinen Parkplatz mit Häuschen. Kurze Zeit später setzte heftiger Wind und starker Regen ein. Ich fuhr den Wagen näher zum Häuschen, um etwas geschützter zu sein. In der darauffolgenden Nacht, fühlte ich mich ungefähr wie auf dem 8. Deck eines Kreuzfahrtschiffes während eines Sturms. 

Regen und Schnee lassen nach

Am nächsten Morgen hatte Wind und Regen etwas nachgelassen, aber erst gegen Mittag beruhigte sich das Wetter für kurze Zeit und zwischen den Wolken zeigte sich immer mal wieder ein Stückchen blauer Himmel. Schnell nutzte ich die Gunst der Stunde um nach draussen zu gehen und die Gegend fotografisch ein wenig festzuhalten. Hätte es hier keinen Schnee und keine roten Häuschen hätte man glatt meinen können man sei irgendwo in der Karibik. 🙂
Kurze Zeit später wechselt die Farbe am Himmel wieder zu allerlei Grautönen und Wind und Regen setzten wieder heftig ein. So verkroch ich mich wieder gemütlich im Bus.

Senja oder wieder Tromsø

Am nächsten Morgen packte ich alsbald meine 7 Sachen und nahm den Rückweg von der Insel in Angriff. Der Plan war weiter nach Senja zu reisen. Immer wieder prüfte ich das Wetter auf der Fahrt. Entschied mich dann aber letztendlich dazu, wieder nach Tromsø zu fahren, da das Wetter rund um Senja einfach zu schlecht sein würde. Nach einer rund 90km langen Irrfahrt landete ich am Ende einer Strasse. Irgendwo muss ich wohl falsch abgebogen sein. Also hies es, alles wieder zurück. Gegen Abend war ich dann wieder in der Nähe von Tromsø und übernachtete bei einem Skigebiet auf einem grossen Parkplatz.

Wieder nach Finnland?

Früh morgens gegen 06:30 Uhr war ich bereits wieder auf der Strasse und verliess gerade die Stadtgrenze bei Tromsø. Eine Teilstrecke fuhr ich praktisch  zurück wo ich ursprünglich hergekommen bin. Dann musste ich mich entscheiden wohin ich nun fuhr. Das Wetter liess mich auf der E8 weiterfahren. Dies ist gleichzeitig auch die „Nordlichtroute“, die von Tromsø bis nach Tornio in Finnland führt. Die Gegend wurde nach jedem Kilometer weisser und weisser. Konzentration war wieder angesagt. Später setzte Schnee ein, was die Fahrt nicht gerade entspannter gestaltete. Irgendwann am Nachmittag kam ich dann in Muonio an. Ich definierte das als Zielort auf der Karte. Die Stadt liegt unweit des Pallas-Yllästunturin Nationalpark zu welchem ich fahren wollte.
Es dunkelte bereits langsam ein, als ich den Parkplatz vom Nationalpark zum Glück noch fand. Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass sich diese lange rund 400km lange Fahrt gelohnt hat. Für heute Nacht ist hier nämlich Nordlicht angesagt und ich hoffe, dass das Wetter dann noch mitspielt. Momentan sahen die Bedingungen allerdings alles andere als vielversprechend aus. 

Die Zeitabschnitte

20:30 Uhr Der Himmel klarte endlich auf. Doch kein Grün war am Himmel zu sehen.
21:30 Uhr: Der Himmel zog zu.
22:30 Uhr: Dichte Wolken beherrschten den Himmel
22:45 Uhr, ich kann nicht mehr ruhig sitzen. Ziehe mich an und muss schauen gehen. 
23:15 Uhr. Erfolglos kehre ich zum Auto zurück. 
00:30 Uhr. Erneut schaute ich aus dem Fenster. Ha! Himmel relativ klar, und grüne Schimmer zu sehen. Jetzt aber schnell!

Bis um 02:30 Uhr stapfte ich in meinen Schneeschuhen und beiden Kameras im Tiefschnee herum in der Hoffnung das eine oder andere gute Bild zu bekommen. Die Polarlichter heute und hier waren ganz anders als sonst. Die ganze Umgebung war in gründ getaucht. Dafür war relativ wenig Bewegung zu sehen. Dann zog der Himmel wieder zu und ich lief glücklich und müde zum Auto zurück. Also der Umweg hatte sich dann mal gelohnt.

Hallo Schweden

Nach dem kurzen Abstecher nach Finnland fuhr ich am nächsten Morgen nachdem ich nochmals mit den Schneeschuhen auf den Hügel gewandert bin ab in Richtung schwedische Grenze. Bei Paiala passierte ich diese dann auch. Auf der 395 fuhr ich dann weiter bis nach Vittangi, wo ich bei einem still gelegtem Campingplatz mein Lager aufstellte. Im Prinzip war es einfach eine Fläche die von den Schneeräumfahrzeugen geräumt wurde. So hatten ein paar wenige Autos platz. Es stand bereits ein grosser Volvo-LKW, der zu einem Camper umgebaut war, und ein Land Rover Defender dort. Nach dem ich parkierte erkundete ich kurz die Umgebung. Eine weisse grosse Fläche deutete darauf hin, das gleich nebenan ein zugefrorener See ist.
Der Blick nach Norden versprach allerdings nicht viel gutes. Die Sicht wurde durch hässliche Strommasten verdeckt. Aber es war eh noch ungewiss, ob es heute etwas zu sehen gab. Das Wetter war momentan eher durchzogen. Die ziehenden Wolken waren allerdings wie geschaffen für einen weiteren Zeitraffer bei Dämmerung in die Dunkelheit hinein. 

Nachdem ich etwas gegessen hatte und mich kurz aufs Bett gelegt hatte um mich ein wenig auszuruhen, klopfte es an der Bustüre. Der Nachbar mit dem Defender meinte, „The Show starts!“. Schnell zog ich mich an, packte meine Kamera und raus ging es. Ich suchte einen Platz wo ich den LKW als Vordergrund darstellte. Im Hintergrund flackerte dann das Nordlicht herum. Die grüne Lady war an diesem Abend zwar recht aktiv, aber irgendwie sehr weit weg. Ziehende Wolken beendeten dann das Spektakel nach etwa 30 Minuten. 

Vittangi

Am nächsten Morgen zeigte sich das Wetter wieder von seiner Sonnenseite. Das Thermometer stieg über die 0°C-Grenze. Nicht weit, aber immerhin. Der Kaffee kochte auf dem Gasherd und verbreitete seinen wundervollen Geruch. Als ich aus dem Fenster schaute machte es sich gerade der Holländer auf der Kühlerhaube seines Defenders bequem und nahm ebenfalls ein Frühstück zu sich. Später unterhielten wir uns recht gut und meinten dann, wenn das Wetter am Abend gut bleibt, dann könnten wir auf die Strasse gehen um die Nordlichter besser zu fotografieren. Der Blick nach Norden ist dort viel besser. Dann spazierte ich ein wenig in der Gegend herum. Als es dunkel wurde sass ich mit dem Holländer gerade am Feuer, als wir grüne Schimmer am Himmel sahen.
Schnell packten wir unser Zeug und rannten auf die Strasse. Man sollte meinen in der Nacht ist auf den Strassen nicht viel los. Ist es auch nicht. Doch wenn man konzentriert länger belichtete Bilder aufnehmen möchte, ist die Zeit schnell zu kurz bis das nächste Fahrzeug durch die Nacht fährt. Vorwiegend Lastwagen mit immensen Scheinwerfern ausgestattet lassen die Nacht zum Tag werden. Dennoch. Wir standen um die 2,5 Stunden auf der Strasse und fotografierten. Es herrschte ein KP-Wert von etwa 4. Der Holländer meinte, er sei schon einige Male hier oben gewesen, aber so schöne Lichter hat er noch nie gesehen. In der Tat war das heutige Schauspiel bemerkenswert schön. Und die Strasse machte sich super als Kulisse.
Nach einer Weile meinte Walter (der Holländer), dass sein Objektiv eine Eisschicht hatte. Tatsächlich! So etwas hab ich noch nie gesehen. In der Tat merkten wir dann wie kalt es plötzlich geworden ist. In der Nacht sank dann die Temperatur auf etwa -16°C. Das blieb dann auch am nächsten Tag so. 

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