Pastellhimmel in Finnland

Nordland – Der Film #2

Nordland – der Film – Teil 2

Die Reise geht weiter

Wir schreiben Tag 8. Nach dem ich zwei Tage in Rovaniemi verbracht habe führte mich die Reise weiter in den Norden. Das nächste Etappenziel sollte Kittilä / Levi sein. Levi ist das grösste Wintersportzentrum von Finnland. Dort treff ich mich mit ein paar Freunden aus der Schweiz, die allerdings am nächsten Tag ihre Rückreise antraten. Wir hatten ein tolles Abendessen und starteten dann gegen 20:45 Uhr ins für sie letzte und für mich erste Polarlicht-abenteuer. So fuhren wir etwa 30 km irgendwo ins Nirgendwo. Hauptsache keine künstlichen Lichtquellen störten uns. Trotzdem die Wettervorhersage gutes versprach verdeckte eine dicke Hochnebelschicht die Sicht zum Himmel. Ganze fünf Stunden warteten wir mitten in der Landschaft darauf, dass sich die Wolkendecke lichtete. Das tat sie dann auch. Allerdings nicht wie erhofft. Aber immerhin. So konnte ich zum ersten mal erahnen wie sich so ein Nordlicht in etwa anfühlen könnte. Schliesslich hatte ich bis dato noch nie eins in Natura sehen können. Nach kurzer Freude schloss sich die Wolkendecke dann wieder und meine Freunde machten sich langsam auf den Rückweg. So trennten sich unsere Wege bereits wieder. Ich blieb noch eine kurze Zeit vor Ort, machte mich dann aber auch auf den Weg zum geplanten Schlafplatz.


Der Himmel reist auf

Als ich so durch die Dunkelheit fuhr, wurde es plötzlich hell neben mir. Das Licht des Mondes schien hell auf der Fahrerseite. „Das gibts nicht!“, dachte ich mir. Doch! Ich musste allerdings noch ein paar Kilometer weiterfahren bis ich eine vom Schnee geräumte Stelle fand um das Auto parkieren zu können. Auch die Kulisse gefiel mir hier sehr gut. Nun hiess es aber schnell handeln. Stative und Kameras aufbauen. Da ich noch nie Nordlichter fotografiert habe, musste ich mich ein bisschen eintesten und herausfinden welche Einstellungen am Besten funktionieren. Ich war so beschäftigt, dass ich nicht merkte, wie die Temperaturen absackten. Nach etwa einer Stunde konnte ich kaum meine Finger mehr bewegen. Auch die Aktivität der Himmelslichter liess etwas nach. Also konnte ich zusammenpacken und fand etwa zwei Kilometer weiter der Strasse entlang einen Rastplatz wo ich für ein paar Stunden aufs Ohr legen konnte. Mittlerweile war es ja schon 06:30 Uhr in der Früh.

Ein Tag Pause

Als ich am nächsten Morgen aus dem Fenster schaute um zu sehen wo ich überhaupt war, stellte ich fest, dass der Rastplatz echt schön war. Ok, die Mülltonnen gleich daneben waren nicht super, aber es war total ruhig.
Nachdem ich die Umgebung und den Wetterbericht überprüft hatte, beschloss ich einen Tag hier zu bleiben. Am Abend war wieder gute Polarlichtaktivität angesagt. Das Thermometer sank unterdessen auf -22°C. Im Bus hatte ich angenehme +22.2°C. Ein Unterschied von 40°C. Das hat man auch nicht alle Tage. Es wurde dunkel, und eine zweite für mich spektakuläre Lichtshow ging am Himmel los.

Die Reise geht nach Süden!

Auf die herrliche, eiskalte, fordernde Nacht folgte ein sonnendurchfluteter wunderschöner Tag. Ich beschloss auf anraten die Reise für eine kurze Zeit in Richtung Süden fortzusetzen. Ein paar Hundert Kilometer weiter liegt einer der spektakulärsten Nationalparks Finnlands. Dort gibt es einmalige Bäume, die durch die Kälte und den Schnee in eine Tiefenstarre verfallen und sich in einzigartige Skulpturen verwandeln. Sollte ich Glück haben, könnte ich einen tollen Sonnenaufgang dort erleben. Ich schaffte es vor Einbruch der Dunkelheit allerdings nicht bis dorthin und übernachtete auf einem kleinen Parkplatz in einem schönen Waldstück etwas abseits der Strasse. Auch diese Nacht hatte ich immenses Glück und hatte den Wage so parkiert dass ich einen recht guten Blick nach Norden hatte. Und auch diese Nacht ging ein kleines grünes Feuerwerk am Himmel los. Allerdings nur etwa 20 Minuten. So schnell die Lichter kamen, so schnell verschwanden sie auch wieder.


Riisitunturi-Nationalpark

Es war früher Nachmittag als ich den grossen Parkplatz des Nationalparks erreichte. Das Wetter war mittlerweile wieder alles andere als gut. Dicke Wolken nahmen die gleiche Farbe wie der Schnee an. Trotzdem lief ich den Weg hinauf zum Gipfel des Hügels. Die Wanderung dauerte etwa eine dreiviertel Stunde. Mittlerweile konnte man fast nicht mehr unterscheiden was Himmel und was Boden war. Alles sah gleich aus. Am Abend fing es dann noch zu schneien an. Der Schneefall hielt fast die ganze Nacht an.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf. Ziel war es, den Sonnenaufgang oben auf dem Hügel einzufangen. Als ich noch in der Dunkelheit los stapfte, merkte ich erst wie viel Neuschnee da lag. Der Weg durch den Wald war kaum zu erkennen. Langsam begann es zu dämmern. Wow, der Himmel sah vielversprechend aus. Die letzte Wolken machten der langsam aufgehenden Sonne platz. Ich hatte immenses Glück. Dazu kam die Tatsache, dass heute Vollmond war. So war dieser auf der einen Seite zu sehen, währen auf der anderen Seite die Sonne aufging. Solche Farben hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Da vergisst man glatt die Kälte.

Am Nachmittag spazierte ich noch einmal den Hügel hinauf und wartete in der Nachmittagssonne auf den Sonnenuntergang. Die goldene Stunde setzte etwa gegen 14 Uhr ein und dauerte bis 16 Uhr, als sich dann die Sonne langsam verabschiedete. Was für ein Farbenmeer! Einfach phänomenal.

Der Wetterbericht sagte auch heute leichte Nordlichtaktivität an. Sollte ich wirklich den Dreifachjackpot gezogen haben? Perfekte Bedingungen für Sonnenauf- und untergang und dazu noch Nordlichter? Ich konnte es kaum glauben als sich leichte grüne Schleier am Himmel zeigten. Na diese kleine Umweg hat sich auf jeden Fall gelohnt.



Myllykoski

Etwa eine Stunde vom Nationalpark liegt Myllykoski. Während der Grossteil an fliessenden Gewässern um diese Zeit zugefroren sind, findet man dort einen kleinen Wasserfall und somit fliessendes Wasser. Das Thermometer zeigt unterdessen -27.8°C an. Ich lief die Strecke vom Parkplatz zum Wasser. Das ist nicht weit, hat es aber in sich. Damit man nämlich zum Wasser gelangt muss man eine steile total vereiste Holztreppe überwinden. Gar nicht so einfach! Aber hat man das geschafft, wird man auch mit einer imposanten Landschaft belohnt.


Der Norden ruft wieder

Zeit um weiterzufahren! Die Reise geht nun definitiv wieder nach Norden. Ziel der nächsten Etappe soll der Inarisee sein.

Doch dazu im nächsten Teil … es bleibt spannend.

Ach ja, hast du den ersten Teil des Films und den dazugehörigen Blog schon gelesen? Nein? -> Hier entlang

Schreibe einen Kommentar